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Die Dülmener Wildpferde

Die Fotografie von wilden Pferden war schon immer ein Traum von mir. In diesem Jahr konnte ich mir diesen Traum bei meinem Besuch in Dülmen endlich erfüllen! Es ist schon sehr beeindruckend so eine große Herde live zu erleben und ich hatte mir extra viel Zeit genommen um neben dem Fotografieren das Verhalten der Wildpferde zu studieren. Ich wünsche euch viel Spaß mit meinen Eindrücken der Wildpferde im Merfelder Bruch...

Die Wildnis liegt vor der Tür

Die Wilpferde im Merfelder Bruch haben ihr Zuhause einige Kilometer westlich von Dülmen gefunden. Die Geschichte der Wildpferde geht bis in das 14. Jahrhundert zurück. Bereits 1316 wurden sie das erste Mal urkundlich erwähnt. Mit einer Fläche von mehreren Tausend Hektar hatten die Vorfahren unserer heutigen Wildpferde damals deutlich mehr Lebensraum. Der technische Fortschritt und die Kultivierung des Landes drängte die Dülmener Wildpferde über die Jahrhunderte immer weiter zurück. Seit mitte des 19. Jahrhunderts wurde ihnen durch die Familie Herzog von Croÿ ein Reservat geschaffen welches heute eine Fläche von etwa 400 ha umfasst.

Tierisch Wild - Das Leben der Dülmener Wildpferde

Um die 380 Tiere umfasst die Herde im Merfelder Bruch welche überwiegend aus Stuten besteht. Die Ursache für den Überschuss an weiblichen Tiere liegt im jährlichen Wildpferdefang bei dem die jungen Hengste noch vor der Geschlechtsreife aus der Herde aussortiert und anschließend versteigert werden. In einem solch großen Herdenverband kann man das Verhalten der Tiere gut studieren weshalb sich dieses Gebiet als Zentrum für die Verhaltensforschung von Pferden etabliert hat. Für die Haltung von domestizierten Pferden lassen sich wertvolle Erkenntnisse gewinnen die eine moderne, pferdegerechte Haltung ermöglichen. 

Als äußerst soziale Wesen leben die Wildpferde in einem Herdenverband der sich in kleinere Gruppen und Familien unterteilen lässt. Während die Mütter sich um ihre Fohlen kümmern werden immer wieder die Rangordnungen untereinander ausgetragen. Auch die jungen Tiere erlernen den Umgang mit Fehden untereinander spielerisch. 3-15 Prozent des Tages umfasst das Spiel der jungen Pferde. Die müden Fohlen erholen sich von ihrem Spiel im liegen und werden von aufmerksamen Stuten bewacht. In der Mittagshitze an diesem schönen Sommertag zieht sich die Herde in den Schatten der Bäume zurück wo sie dicht gedrängt vor sich hin dösen. 

Fressen, Saufen... & Bewegung

Während die Pferde täglich bis zu 16 Stunden mit der Nahrungsmittelaufnahme beschäftigt sind legen sie während ihrer Lieblingsbeschäftigung eine beachtliche Strecke von über 10 km am Tag zurück. Man darf sich ausmalen was dies für die artverwandten genossen in reiner Boxenhaltung bedeutet. Das Pferd ist ein Bewegungstier, selten wird einem das so deutlich vor Augen geführt wie hier im Mehrfelder Bruch wo man die Wanderung der Pferde miterleben kann. So gibt es über den Tag verteilt mehrere Wanderungen zwischen den Schatten-, den Gras- und Futter- sowie den Wasserstellen.

Badespaß für groß und klein

An der Wasserstelle wird die Rangordnung unter den einzelnen Pferden sehr schnell deutlich. Während die Leitstute das Bad im kühlen Nass als erstes genießt folgen ihr bald weitere ranghöhere Pferde. Es dauert eine ganze Weile bis sich die ganze Gruppe getränkt und abgekühlt hat. Im Anschluss lassen es sich die meisten Pferde nicht nehmen sich auf dem sandigen Boden zu "panieren". Das Wälzen ist ein Indiz dass sich die Pferde wohl fühlen. Es ist eine willkommene Massage und hilft beim trocknen des Fells. Gegenseitiges Kraulen kräftigt die soziale Bindung untereinander. Dazwischen gibt es immer wieder mal kleinere Streitigkeiten untereinander zu beobachten.

Eine Wildnis mit Grenzen

Die Pferde sind sich selbst überlassen und unterliegen der natürlichen Auslese. Sie leben angepasst an die Vegetation und das vorherrschende Nahrungsangebot. Lediglich in den Wintermonaten werden sie an verschiedenen Stellen mit Heu versorgt. Nicht nur an der Umzäunung des Geheges sieht man also: Es ist eine Wildnis mit Grenzen. Die Dülmener Wildpferde leben frei, in einem vom Menschen geschaffenen und bewirtschafteten Gebiet. Es ist eine Illusion von Freiheit von der man, wenn man sich darauf einlässt, sofort verzaubert wird! Der Besuch der Wildpferdebahn im Merfelder Bruch ist ein Erlebnis für die ganze Familie. Pferdefreunde und solche die mehr über das Verhalten des Pferdes lernen möchten kommen voll auf ihre Kosten.


Apropos Kosten, diese liegen mit €3,00 für Erwachsene und €1,50 voll im grünen Bereich! Mehr Informationen zu den Wildpferden im Merfelder Bruch findet ihr hier.

Quellen: Wildpferde.de; Wildpferdefreunde Dülmen; Wikipedia

Mein persönlicher Eindruck

Nach meiner Ankunft an der Wildpferdebahn im Merfelder Bruch war ich anfangs ein wenig überrascht. Hatte ich mich doch zu Anfang erwartet die wilden Pferde seien wirklich wild in einem Gebiet das die Handschrift des Menschen nicht erkennen lässt. Ich dachte es wird ein ähnlich schwieriges Unterfangen die Pferde vor die Kamera zu bekommen wie es im Revier der Fall ist wenn ich auf der "Jagd" nach Füchsen oder Rehen bin. So war ich dann etwas skeptisch und dachte "na toll eine große Herde auf einer großen Koppel, das ist ja jetzt nicht so wild". Die anfängliche Skepsis wich aber ziemlich bald meiner Begeisterung als ich zunehmend das unbeeinträchtigte Herdenverhalten der Tiere wahrnehmen konnte. Ich blendete die Zäune aus und sah mich dann doch irgendwie mitten in der Wildnis. Wow, ein tolles Gefühl wenn man sich darauf einlässt und seiner Fantasie freien Lauf lässt. Für mich war der Besuch der Dülmener Wildpferde ein großartiges Erlebnis. Mein lange gehegter Traum ist wahr geworden und ich bin mit vielen Eindrücken und Bildern nach Hause gekommen. Als nächstes steht für mich der Wildpferdefang im Frühjahr auf der Agenda. Außerdem habe ich von einem Naturschutzgebiet in den Niederlanden gehört. Oostvaardersplassen, das klingt für mich unglaublich interessant und wird kommendes Jahr definitiv von mir besucht :-) Weitere Informationen zu diesem bevorstehenden Trip wird es geben sobald die Planung abgeschlossen ist.


Fotografiert habe ich übrigens mit der Nikon D800 und dem Sigma 120-300 2.8 Sport mit 2-Fach Telekonverter.


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